September - Oktober 2015

Auf dem pazifischen Feuerring gelegen, beheimatet Indonesien eine hohe Anzahl aller aktiven Vulkane weltweit. Sie begeben sich mit unserer Chronistin auf ein Abenteuer und entdecken die Schätze der einmaligen Insel Java.

Ihr Chronist

Name: Ingrid

Beruf bzw. Tätigkeit: „Unruhestand“ nach Jahrzehnten im Schuldienst. Seitdem sehe ich mich als Autorin und Reisende + Nebentätigkeit der Haus-und Gartengestaltung. Ach ja, sofern mein Kampf mit der PC-Technik (aktuell: Einrichtung meines neuen Tablets) mir Zeit lässt, male ich auch. Wer sich für meine Reiseberichte und Textproben aus drei Romanen interessiert, wird fündig unter  www.ilruff.de

1./2. Tag: Anreise und Jakarta

Wir - eine Gruppe von 25 Touristen - sind unterwegs mit Bus und Bahn, reisen von Jakarta bis zum Fährhafen Ketapang, werden von dort nach Bali übersetzen. Wie bei Berge und Meer gewohnt, übernachten wir in guten bis sehr guten Hotels. Exotisches, Typisches, Auffälliges, Eigenartiges, was wir im Vorbeifahren sehen, erklärt unser stets gut aufgelegter Reiseleiter „Bulle“, wie wir ihn nennen sollen, denn: indonesisches Name haha, zu lang, zu schwer für europäisch Weißgesicht, Hihi, Hoho. Da kommt keine Langweile auf.

Anhand der nach Klassen „sortierten“ Schüler in Jakarta, z. B rot und weiß für Grundschüler, spricht er über (gescheiterte) 2-Kind-Familienpolitik, 9-jährige Schulpflicht, lobt die im Vergleich zu staatlichen Schulen bessere Qualität der kostenpflichtigen (katholischen) Privatschulen, „Ist beste Schul in Indonesia.“, weist auf die, von Joggern, Radlern und Spaziergängern bevölkerten Parks und Hauptstraßen im Zentrum hin.

Sonn- und Feiertags sind Autofahrer ausgesperrt, und die Smog geplagte Hauptstadt (Nr. 5 in der Weltrangliste) darf sich ein wenig erholen. Jung und arm sind die meisten Indonesier im Vergleich zu unseren europäischen Gesellschaften. Fahrradtaxis sichern neben dem Kleinhandel ein geringes Einkommen.Wer sich kein Haus leisten kann, baut in Pappe, Plastik und Altholz unter den Brücken. Diese Schwarzbauten werden allerdings regelmäßig abgerissen, und zufällig erleben wir nach einem solchen Abriss die Aufräumarbeiten der Feuerwehr: Männer in orangefarbenen Overalls eilen geschäftig zwischen den aufgetürmten Resten, wo einmal Wohnungen waren. Andere, Rauch geschwärzte Mauern stehen unverändert seit vier Jahrzehnten: stumme Zeugen der großen Kommunistenverfolgung unter Suharto.

Prächtig, bonbonfarben ragen dagegen die zahlreichen Moscheen samt Minaretten auf, wunderschön anzusehen. Ein Gesetz bestimmt, dass neben jeder Tankstelle ein islamisches Gebetshaus zu stehen habe, finanziert größtenteils durch Saudi-Arabien. So wird extremes Gedankengut der Wahhabiten in den ansonsten liberalen indonesischen Islam transportiert. Laut offizieller Statistik sind 90% der Indonesier Muslime, laut Bulle 70-75%, der Rest ist christlich, animistisch oder wie auf Bali hinduistisch. Wer hat Recht?

Malerisch ankern die vielfarbigen Holztransporter im Sunda Kelapa-Hafen, ein Anblick wie vor Jahrhunderten, wäre nicht im Hintergrund die Skyline des modernen Djakartas. Früher transportierten die Kähne sogenanntes Eisenholz aus Sulawesi, bis Sulawesi um den wertvollen Baumbestand fürchtete und ein Ausfuhrverbot erließ. Jetzt liefert Borneo, und wir fragen uns: wie lange noch?

3. Tag: Bandung

Bandung liegt klimatisch günstig im Gebirge. Das fanden schon die Holländer und erholten sich hier vom, damals Malaria verseuchten Batavia, sofern sie nicht an Straßen und Viadukten bauten, deren rote Pfeiler heute noch das Landschaftsbild prägen.

Noch mehr als das gemäßigte Klima wissen malaysische Touristen die zahlreichen Fabrik-Outlets in Bandung zu schätzen. Die Verständigung fällt leicht, denn malaiisch und bahasia indonesia sind im Grunde eine Sprache. Originalton Bulle: „Kein Grammatik, leicht sprechen nicht wie deutsch mit viel schwer Grammatik hohoho, haha; deutsch Bundeswehr kauft Uniformen in Bandung. Nicht wegen leichte Sprache, haha, ist billige Preis.“

Zum Ausgleich erhalten wir eine Lektion in bahasia indonesia und erfahren: Orang Utan ist der Waldmensch; Mata, das Auge; Mata Mata, der Spion. Da heißt es „hati hati“, Vorsicht, und wer dächte nicht an Mata Hari, Auge des Tages (jav. Für Sonne), exotische Tänzerin und im 1. Weltkrieg als Spionin erschossen. Dabei stammte die angebliche Prinzessin nicht aus Java sondern aus der holländischen Provinz, und hieß mit bürgerlichem Namen Margaretha Gertruida Zelle („again what learned“).

Am Nachmittag besuchen wir eine Aufführung mit unterschiedlich gestimmten Bambusinstrumenten und dürfen mitmachen. Mehr verrate ich nicht, außer: An diesem Nachmittag erleben wir, wie Musik Menschen aller Sprachen und Kulturen verbindet, wichtig nicht nur für Indonesien mit seinen zahlreichen Volksgruppen. Man muss es erlebt haben. Im Übrigen verweise ich auf die  "Webseite".

4. Tag: Vulkane, heiße Quellen und Teeplantagen

Auf Vulkane und heiße Quellen treffen wir am 4. Tag, gelangen durch saftig grüne Teeplantagen zum Tangkuban Perahu und wandern am Kraterrand entlang. Whow! Danach Entspannung pur in den heißen Quellen, während Bulle das Loblied deutscher Bäder und Thermen singt: „Deutsch Kurbad noch größer, schöner, viel gut für Geist und Körper, haha hihi.“.

5. Tag: Bahnfahrt

Fahren Sie gerne Bahn? Lieben Sie es, Viadukte, Ortschaften, Reisfelder, dörfliche Szenen an sich vorbeiziehen zu lassen? Sie müssen es lieben; denn die erste von zwei Bahnfahrten dauert fast acht Stunden, die zweite vier. Da ich aus einer Familie von Eisenbahnern stamme, brauche ich nicht weiter für diese Transportart zu werben, höchstens einen Appell an Berge und Meer anschließen: Bitte mehr exotische Bahnfahrten ins Angebot nehmen. Anmerkung: Java kennt, da sehr dicht bevölkert, leider auch ein Müllproblem. Nur die Bahnhöfe und Bahnsteige glänzen, wie sonst nur internationale Flughäfen.

6. Tag: Borobudur

Warum ausgerechnet Java (?) mag sich der eine oder die andere fragen: überbevölkert, keine Strände während unserer Reise, viele Stunden in Bus und Bahn, immer wieder mit Hausmüll, verstopfte Bachläufe und Schluchten. Warum Java? Natürlich wegen Borobudur, jener kolossalen, 9-stöckigen Stufenpyramide in Form eines Mandala. Wahrscheinlich die größte buddhistische Tempelanlage, erbaut zwischen 750 und 850 und von emotionaler Wucht. Zeugnis längst vergangener buddhistisch und hinduistisch geprägter Kulturen auf Java.

Ich lese, 900 Jahre ruhte die Anlage verborgen unter vulkanischer Asche, gleichsam im Dornröschenschlaf, aus dem erst europäische Reisende und Forscher des 19. Jhd. sie erweckten. Borobudur liegt in einer lieblichen Hügellandschaft, nahe Jogjakarta. Stufen führen in den vier Himmelsrichtungen hinauf zur obersten Plattform auf der siebenten Ebene. Aufsteigend vom Reich der Begierden - bis auf einen kleinen Bereich zugemauert durch sittenstrenge Nachgeborene - über vier Ebenen mit figürlichen Darstellungen aus der Lebensgeschichte des historischen Buddha Siddharta Gautama sowie seiner 500 früheren Existenzen, weiter über 368 Boddhisadvas hin zu Samantabhdra dem Allguten, dessen Berührung höchste Weisheit verleihen soll. Wer wollte sich diese Gelegenheit entgehen lassen? Allerdings scheine ich mich verzählt zu haben und berührte den falschen Boddhisadva. Vielleicht haben Sie mehr Glück...

Auf den folgenden drei Terrassen verlassen wir das Reich der Bilder und konkreten Formen und steigen über eine Ebene mit 72 Stupas. Steigen hinauf zur höchsten Stufe der Abstraktion, wo sich die schlichte Hauptstupa befindet: sprach- und bildloses Symbol, das sich wie jede tiefe Wahrheit dem Alltagsverständnis entzieht. Mir fällt ein anderes, sich jeder Interpretation entziehendes Bauwerk ein: das Berliner Denkmal für die ermordeten Juden Europas. Weit her geholt? Vielleicht. Aber der Bau - wie übrigens auch sein Schöpfer Peter Eisenman - verweigert die Antwort. Manche Dinge lassen sich nicht erklären.

Ich lese weiter: Um aufsteigend vom Reich der Begierden überdie beispielhaften Existenzen aller Buddhas zur Ebene höchster Weisheit und Läuterung zu gelangen, müssen wir die einzelnen Ebenen der Anlage im Uhrzeigersinn umschreiten, laufen mithin eine Wegstrecke von 5 km, und das bei Mittagshitze.in praller Sonne. Erlösung wird nicht verschenkt. Und was sehe ich? Die mehrheitlich asiatischen Touristen sparen sich die heilsame Anstrengung; statt die 5 km achtsam zu schreiten, nehmen sie den kurzen Weg zur Erleuchtung. Sonnenschirm in der einen, Handy am langen Griff in der anderen Hand, hasten die meisten schnurstracks die Treppen empor, hinauf zur zentralen Stupa, um ihre Selfies zu schießen. Sofern dies nicht bereits geschah, im vorbei Eilen an einer Buddhafigur der unteren Ebenen. Motto: Ich und der Buddha. Ich neben dem Kopf des Buddha. Sofern er seinen Kopf noch hat. Viele Buddhas haben ihn nicht mehr. Der Grund: 85.000 Dollar bringt ein echter Kopf von Borobudur auf dem Schwarzmarkt. So verschwinden sie, einer nach dem anderen und mit ihnen ein Stück Weisheit.

Einmal im Jahr pilgern Buddhisten aller Länder nach Borobudur. Ich hoffe sehr, an diesem Tag ist die Anlage für uns profane Touristen gesperrt und stelle mir vor dem Steingrau der Mauern und Figuren ein Meer von Farben vor: von Safrangelb über Orange zum Rostrot tibetischer Mönchsgewänder. Zum Himmel hoch summt und brummt es dann. Obertongesang, vielleicht untermalt von traditionellen Rasseln, Trommeln und Blechblasinstrumenten.

Ach... So mag es sein. Aber wahrscheinlich werden auch buddhistische Pilger gern für ein Selfie vor der höchsten Stupa posieren.

7. Tag: Der hinduistische Tempelbezirk von Prambanan

Ebenfalls großartig - ein touristisches Muss - ist der hinduistische Tempelbezirk von Prambanan - die größte Anlage außerhalb Indiens. Weil man sich mit unberechenbaren, gefürchteten Herrschern am besten stellen sollte, hat Gott Shiva, der große Zerstörer, hier den größten Tempel von allen erhalten. Mein Rat: Ansehen!

Doch vor dem schweren Erdbeben von 1998 konnte selbst Gott Shiva die Anlagen nicht bewahren, Trümmer überall, aber - so erfuhren wir - ein gütiges Schicksal bewahrte damals mehrere Schulklassen. Sie hatten früh vor verschlossenen Toren gewartet, als die Erde bebte und Tonnen schwere Brocken herabstürzen ließ. Das Gelände wirkt immer noch unaufgeräumt, als wären nur 17 Wochen und nicht 17 Jahre vergangen. Manche der kleineren Tempel werden wohl nie mehr rekonstruiert.

Auch buddhistische Heiligtümer befinden sich in unmittelbarer Nähe von Prambanan, manche vereinen hinduistische und buddhistische Elemente. Ich weiß, Vergleiche hinken, aber was Luther für die katholische Kirche, ist in meinen Augen der Buddha für den Hinduismus: ein Reformator, der das Kastenwesen abschaffen wollte und den Gläubigen einen selbstbestimmten Weg zur Erlösung gewiesen hat.

Und so wie die katholische Kirche mit ihrer mächtigen Priesterschaft trotz Luther und europäischer Atheismen weiter besteht, bezeugen die nahe gelegenen Weihestätten von Hindus und Buddhisten - dass neben dem Buddha das Dreigestirn Brahma Vishnu und Shiva wie in Indien so auch auf Java weiter Verehrung genoss, ehe sie beide der Ansturm des Islam hinweg fegte; teilweise mit tatkräftiger Unterstützung der Kolonialherren.

8./9. Tag: Bahnfahrt und der Vulkan Bromo

Eine Bahnreise bringt immer Abwechslung, und so genießen wir sie am 8. Tag, freuen uns auf das nächste Highlight: die Besteigung des heiligen Vulkans Bromo am 9. Tag. Heilig, weil der Vulkan seit Jahrhunderten, wenn nicht Jahrtausenden, von hier ansässigen Hindus verehrt wird.

Ehrensache, dass wir die letzten ca. 250 Stufen zum Kraterrand erklimmen, um in den brüllenden Schlund zu starren. Dass tätige Vulkane lärmen, erfährt der Besucher spätestens am Kraterrand, sozusagen im Angesicht des Höllentors. Wäre unser großer Balladendichter Schiller bereits zum Mount Bromo gereist, sicher hätten ganze Schülergenerationen neben „Der Taucher“ (Wer wagt es Rittersmann oder Knapp zu tauchen in diesen Schlund...) auch eine Ballade „Der Bromo“ auswendig lernen müssen. Auf Selbstmörder übte er über Generationen eine unüberwindliche Anziehung aus und - zugegeben - ein wenig gruselte es uns auch.

Wer nicht zurück laufen will, kann den Weg auf dem Pferderücken zurücklegen, wieder einmal liegt das Glück der Erde auf dem Rücken der Pferde. Vor allem, wenn es sich um eine kleinwüchsige Rasse mit gut kalkulierbarer Fallhöhe handelt.

Die letzte javanische Nacht verbringen wir in einer einfachen, aber stimmungsvollen Anlage im Grünen: ein Öko-Hotel mit Bio-Rinderzucht. Am Abend unterbricht melodischer Gesang die Stille, der Mond spiegelt sich im Pool, und erstmals auf dieser Reise überfällt mich die Joseph-Conrad-Stimmung, flüstert mir irgendwas von den vergessenen Geheimnissen Asiens.

Und der Gesang? So schön habe ich noch keinen Muezzin singen hören.

10.-15. Tag: Ausspannen auf Bali

Vom 10. bis 15. Tag heißt es ausspannen auf Bali. Bali - ein Paradies? Zwischen Fährhafen und der Unterkunft bei Kuta sind wir viele Stunden unterwegs, erreichen den berühmten Seetempel von Tanahlot gerade rechtzeitig zum Sonnenuntergang, und machen unsere erste Erfahrung, was es heißt, wenn alle Menschen ins Paradies gelangen möchten: Massentourismus.

Was bedeutet uns Bali zu Beginn des 3. Jahrtausend? Kann die Insel noch unsere Sehnsucht bedienen? Der Süden ist dicht besiedelt, städtisch, der Verkehr fließt auf mehrspurigen Stadtautobahnen; Autoschlangen, hupende Taxen, überall Menschen in Eile. Dazu Restaurants, manche Straßen eine einzige Partymeile für Ferntouristen. Das moderne Bali. Gleichzeitig werden am Straßenrand Nachbildungen aus der indischen Mythologie feil geboten. Dutzendware. Auf Verkehrsinseln blicken überdimensionierte Göttergestalten auf den vorüber flutenden Verkehr. Erstaunlich: Bali bewahrt selbst hier Glaube und Traditionen des Hinduismus, feiert überall seine Feste und übt seine Zeremonien, als gäbe es keine Touristen, keine moderne Zeit, bzw. als gehörten sie unterschiedlichen Dimensionen an, die sich nur zeitweise überlappen.

Das ist Denpasar, eine asiatische Metropole mit einem modernen Flughafen, wo die Ferienflieger im Minutentakt landen. Ich sehe sie von unserer wunderschönen Ferienanlage nahe Kuta Beach und fühle mich nicht gestört. Wer das ursprüngliche, das dörfliche Bali kennen lernen will, muss mehrere Stunden fahren, um dem Trubel zu entkommen. Bali Taxen sind preiswert und gut, so wenigstens meine Erfahrung, vor allem, wenn man sie mit zwei oder drei Mitreisenden teilt. Inselrundfahrten kosten zwischen 300.000 und 600.000 Rupies am Tag, also zwischen 20 und 40 Euro, wobei Rundfahrt der falsche Ausdruck ist.

Eine Autofahrt auf Balis Landstraßen unterscheidet sich grundsätzlich von Fingerfahrten auf der Landkarte. Für Handwerk und Künste berühmte Orte wie Ubud verwirren den eiligen Touristen, der sich in einem Vorort Denpasars oder einer weiteren Einkaufsmeile wähnt. Sein Impuls: nur weiter, hinaus ins Grüne. Wer vor der Weiterfahrt einkaufen will, ob Schnitzwerk, Malerei, Stoffe, Kleidung, ist bereits verloren und kommt an diesem Tag nicht über Ubud hinaus.

Und die bildungsbeflissenen Tempelritter? Sie sollen sich nicht grämen, wenn sie gerade drei Tempel „schaffen“, bevor Ubud sie schafft. Tempel reihen sich in durchschnittlich fünf Meter Abstand an den Hauptstraßen. Mindestens 15.000 soll es geben. Ich schätze, jede Familie hat ihren eigenen Haustempel, den sie zu den zahlreichen Festen aufwändig und liebevoll schmückt. Zu den großen, berühmten Tempeln, viele der gefürchteten und verehrten Großen Mutter, der Durga geweiht, erfolgen regelrechte Wallfahrten.

Sind die Straßenränder von Zweirädern zugeparkt, balancieren Balinesen jeden Alters turmhohe Kreationen aus allerlei Essbarem wie Fleisch und Früchten neben Blumen, dann befindet sich garantiert eine Tempelanlage in der Nähe. Auf freier Strecke, wo der Autoverkehr abnimmt, stellen sich Berge und Schluchten in den Weg, zwingen die Straßen zu Engpässen und Kurven. Natürlich wollen wir jene Tempel besichtigen, die unser Reiseführer empfiehlt, und bald bin ich von der Formensprache überwältigt, frage mich: Wie soll ich später alle Eindrücke ordnen und sie unterscheiden?

Im Gedächtnis geblieben sind mir die Tempelanlagen von Mengwi Pura Tama Ayun in Kapal, die Höhle des Elefanten bei Bedulu (Da muss man schon die höheren Weihen des Meditierens erfahren haben, um sich von Lärm und geschäftigem Treiben ringsum nicht gestört zu fühlen; aber es lohnt sich.), sodann im Norden der Pura Ulun Danu Batur, sowie der höchst gelegene Tempel Balis Pura Tegeh Koripan. Eine Treppe führt bis in 1.745 m Höhe zu ihm hinauf, und belohnt werden wir durch einen phantastischen Ausblick.

Übrigens verbieten alle Tempelanlagen menstruierenden Frauen den Zutritt. Wie kontrollieren? Solange die TempelwächterInnen keine Spürhunde einstellen (man weiß, wie indiskret Hundeschnauzen sein können), sehe ich keine Gefahr. Besser allerdings, wir respektieren die einheimischen Sitten, sonst riskiert so manche einen Platzverweis: ab in die Menstruationshütte!

Vollmond über Bali. Straßen und Tempel, vor allem auf dem Land, sind für die Zeremonien gerüstet und mit Fahnen, Girlanden, sowie phantastischen Kreationen, vorzugsweise in Weiß und Gelb, geschmückt. Die Gottheiten tragen weiß-schwarz-gelb karierte Schürzen, Symbol für die zwei Hauptgottheiten Shiva und Vishnu und genießen kniefällige Verehrung. Überall werden Gaben dar gebracht.

Neugierige Touristen übersehen die Balinesen meistens freundlich, doch ihre Andachten sollten wir nicht stören. An ein Wunder grenzt, dass sie der islamischen Missionierung bisher widerstehen - und es wird wohl so bleiben. Während der Tempelfeste sind Zufahrten und Straßen für den Autoverkehr gesperrt oder verstopft - ein zeitraubendes Problem für unseren Taxifahrer. Das bedeutet auch, eine „Eroberung“ der Nordküste sollten sich Tagesausflügler abschminken.

Hat der Taxifahrer es am Vortag versprochen, kommt er garantiert nicht zum versprochenen Termin. Hat er sich beim Start überreden lassen, wird er spätestens nach dem Pura Tegeh Koripan Tempel streiken. Was lernen wir daraus? Die Planung mit dem Finger auf der Landkarte muss wieder einmal vor der Wirklichkeit kapitulieren (was bekanntlich schon Napoleons Grande Armee und die Deutsche Wehrmacht lernen mussten). Wer keine Mitfahrer findet, sollte sich deshalb ruhig dem Angebot des Reiseveranstalters anvertrauen. Es ist nicht teurer als eine Einzelfahrt im Taxi, und die Gruppen sind klein.

Können wir nach zwei oder drei Wochen behaupten, wir kennen Bali? Oder Java? Natürlich nicht, und so halte ich mich zurück, wenn ich etwas sehe, was ich nicht verstehe, was mir gar missfällt. Da ist ein großer Vogelmarkt im Osten Javas. Singvögel, junge Eulen, Käuzchen, fast alles, was fliegt und vieles mehr wird zum Kauf angeboten. Ein riesiger Kolkrabe hockt in seinem winzigen Käfig. Als ich Kontakt aufnehmen will, mit dem Finger seinen Schnabel streichle und ihn anspreche, klagt er mir sein Leid, und ich begreife, warum der Großteil unserer Gruppe diesen Teil unseres Besichtigungsprogramms ablehnt. Was wir nicht ändern können, möchten wir nicht sehen. Aber: Kurz vorm Verlassen des Vogelmarktes sehe ich einen älteren Mann, einen kleinen Vogel in der geschlossenen Faust. Will er ihm den Hals umdrehen? Nein, im Gegenteil, er versucht dem Tierchen eine offene Beinwunde zu verarzten. Die Männer neben ihm reichen ihm Salben und Verbandsmaterial zu; eine bedächtige Aktion, ganz ohne Lärm und Aufregung, und das Vögelchen hält tatsächlich still, als wüsste es, dass ihm geholfen wird.

Unverständliches widerfuhr mir auf Bali, und mein Taxifahrer - womöglich peinlich berührt - verweigerte mir jede Erklärung. Wir wissen, die balinesische Spielart des Hinduismus ist stark vom Dämonenglauben geprägt. Malerische Fratzen in Stein und Holz finden sich in den Tempeln und einfach überall: eine alte Tradition. Aber was ist von der Blechskulptur eines Motorradfahrers mit grässlicher Dämonenfratze zu halten, die unübersehbar am Dorfausgang positioniert wurde? Was von der Frauenfigur über einer Versammlungshalle im Ortszentrum: der nackte Leib unter der noch grässlicheren Dämonenfratze rosa getüncht mit riesigen Brüsten und dickem Bauch? Sollte es sich etwa um einen Abwehrzauber gegenüber balinesischen Rasern und allzu freizügigen Touristinnen am Strand von Kuta handeln? Jedenfalls wollte der Taxifahrer meine Bitte um Halt zwecks fotografischer Dokumentation einfach nicht verstehen. Darum gibt es leider keine Fotos, und man möge mir glauben, bzw. eine hinreichende Erklärung bieten, z. B. nach eigener Indonesienreise.

Ihr Reiseverlauf

1. Tag - Anreise. Linienflug von Frankfurt mit Zwischenstopp nach Jakarta.
2. Tag - Jakarta. Ankunft in Jakarta. Empfang durch Ihre deutschsprachige Reiseleitung und Transfer zum Hotel.
3. Tag - Jakarta - Bandung (ca. 150 km). Nach dem Frühstück geht es los zur Stadtrundfahrt durch Jakarta. Ein besonderes Highlight ist der Sunda Kelapa Hafen. Die bunten Phinisi Schiffe tummeln sich hier zu Hunderten. Bestaunen Sie das hektische Treiben der Hafenarbeiter. Anschließend fahren Sie weiter nach Bandung – das kulturelle Zentrum West-Javas. Haben Sie schon einmal Saung Angklung Udjo gesehen? Heute lernen Sie im Padasuka Village sogar wie diese Bambus-Musikinstrumente hergestellt werden. Der einzigartige Klang bleibt Ihnen noch lange im Ohr.
4. Tag - Bandung - Tangkuban Perahu - Sariater - Bandung (ca. 60 km). Der Vulkan Tangkuban Perahu erwartet Sie schon. Mit dem Bus geht es bis zum Hauptkrater. Der Blick über die heißen Quellen dieses Naturphänomens ist es allemal wert. Nächster Halt: die heißen Quellen von Sariater. Dem schwefelhaltigen Wasser werden heilende Kräfte nachgesagt. Eine angenehme Wärme umgibt Sie beim Bad in den Quellen.
5. Tag – Bandung – Jogjakarta. Am Morgen fahren Sie zum Bahnhof, wo Sie den Zug nach Jogjakarta nehmen (ca. 7,5 Stunden Fahrt). Gegen Nachmittag Ankunft in Jogjakarta.
6. Tag – Jogjakarta – Borobudur – Jogjakarta (ca. 40 km). Freuen Sie sich heute auf den größten buddhistischen Tempel der Welt - Borobudur. Von oben betrachtet sieht er aus wie ein Mandala, das Symbol für die Komplexität unseres Kosmos. Sie spazieren über die verschiedenen Ebenen dieses Meisterwerks. Versuchen Sie doch die unzähligen Stuppas zu zählen. Ob es Ihnen wohl gelingt? Die kleineren Tempel Mendut und Pawon sehen Sie auf dem Weg.
7. Tag - Jogjakarta. Der heutige Tag steht ganz im Zeichen Jogjakartas. Auf einer Stadtrundfahrt sehen Sie den Keraton – den Palast des Sultans. Nach javanischem Glauben ist der Sultan der Gründer des Universums, weshalb dieser unscheinbare Palast als Zentrum des gesamten Kosmos gilt. Suchen Sie an den Säulen im Inneren des Palastes die bunten Farben und religiösen Symbole des Buddhismus, Hinduismus und des Islams. Die Tour geht weiter zur Taman Sari Water Castle. Im ehemaligen royalen Garten hören Sie das Wasser plätschern. Können Sie sich vorstellen, wie es damals wohl gewesen sein muss, hier zu entspannen oder zu meditieren? Im Anschluss besuchen Sie Kota Gede. Die einstige Hauptstadt des Mataram Königreichs ist bekannt für ihre Silberarbeiten. Als nächstes wartet der Besuche eines Hauses der Batikindustrie auf Sie. Hier erfahren Sie mehr über die Herstellung von Batik. So viele Farben! Außerhalb des Stadtzentrums Jogjakartas liegt der Prambanan Tempels mit seinen schönen Gebäuden aus dem 10. Jahrhundert, den Sie zum Abschluss des Tages besuchen. Für die Einheimischen zählen die Hindutempel zu den besten in ganz Asien.
8. Tag - Jogjakarta - Jombang – Malang. Mit dem Zug fahren Sie heute nach Jombang (ca. 3,5 Stunden Fahrt). Von hier werden Sie direkt zu Ihrem Hotel nach Malang gebracht. Der Rest des Tages steht Ihnen zur freien Verfügung.
9. Tag - Malang - Bromo - Kalibaru (ca. 285 km). Der Berg ruft! Heute erkunden Sie den Mount Bromo , einen der aktivsten Vulkane Javas. Vom Rand bis zum Krater überqueren Sie ein schwefelreiches Sandmeer. Der Rauch des Kraters steigt vor Ihnen empor. Glauben Sie die Legende vom Fürstenpaar Tengger, die ihr zuletztgeborenes Kind in diesem Vulkan opfern mussten? Fragen Sie Ihren Reiseleiter doch nach der ganzen Geschichte. Was für ein spektakulärer Ausblick! Im Anschluss Fahrt nach Kalibaru.
10. Tag - Kalibaru - Bali. Transfer zum Hafen von Ketapang und Überfahrt mit der Fähre (Fahrtzeit ca. 1 Stunde) nach Bali. Auf dem Weg zum Hotel besuchen Sie noch den Rambut Siwi und den Tanah Lot Tempel. Bei Flut ist dieser Meerestempel komplett von Wasser umspült. Mit etwas Glück und dem richtigen Timing haben Sie die Gelegenheit von dieser Kulisse aus den Sonnenuntergang zu genießen. So fühlt sich Urlaub an! Im Anschluss Transfer zu Ihrem Badehotel.
11. - 14. Tag - Bali. Genießen Sie erholsame Tage in Ihrem Hotel auf Bali.
15. Tag - Bali – Abreise. Transfer zum Flughafen und Rückflug mit Zwischenstopp nach Deutschland.
16. Tag - Ankunft in Deutschland.

Änderungen des Reiseverlaufs vorbehalten.